Auf unserer Mitgliederversammlung wurde am Abend des 15. Mai 2023 ein neuer Vorstand des Kulturforums der Sozialdemokratie in Sachsen e.V. gewählt.
Der bisherige Vorsitzende, Frank Richter, Mitglied des Sächsischen Landtags, wurde im Amt bestätigt; ebenso der stellvertretende Vorsitzende, Egmont Elschner. In den Vorstand wurden weiterhin gewählt: Eva-Maria Gräfer, Ulf Kallscheidt, Gundula Sell, Frank Berger, Tobias Möller und Uwe-Eckart Böttger.
Frank Richter:
„Ich danke für das Vertrauen und verspreche, mich weiterhin dafür einzusetzen, die Kulturpolitik aus sozialdemokratischer Perspektive mitzugestalten.
Kunst und Kultur gehören zu den Säulen einer demokratischen Gesellschaft. Sie als ‚freiwillige Aufgaben‘ abzuqualifizieren, für die man etwas übrighat, wenn zufällig mal Geld übrig ist, verkennt und verrät den substantiellen Beitrag, den sie für unser friedliches und humanes Zusammenleben leisten.
Der Kunst und Kultur geht es gut, wenn wir alle - Gesellschaft und Politik - dafür sorgen, dass Künstler und Kulturschaffende wertgeschätzt werden. Dazu gehören auch faire Honorare, soziale Absicherung und die auskömmliche Finanzierung von Hoch-, Breiten- und Soziokultur.
Der derzeit laufende Kulturdialog, zu dem Staatsministerin Barbara Klepsch regelmäßig einlädt, muss möglichst bald zu konkreten Ergebnissen führen. Dort, wo staatliche Stellen beauftragen oder fördern, müssen Mindeststandards eingehalten werden. Am Ende geht es auch um die Höhe des Kulturetats. Im Freistaat Sachsen hat Kultur Verfassungsrang. Kulturraum-Gesetz und Kultursenat sind politischer Ausdruck unseres Selbstverständnisses als Kulturland. Das muss sich in einer auskömmlichen und dynamischen Finanzierung widerspiegeln.
Dass unsere Mitgliederversammlung in Chemnitz stattfindet, ist auch ein Bekenntnis zur Kulturhauptstadt Europas 2025. Ich fordere die Landes- und Kommunalpolitik auf, der Kultur in Hinblick auf das bevorstehende Ereignis einen größeren Stellenwert einzuräumen.
Gerade in Krisenzeiten brauchen wir Orte und Momente der humanitären und demokratischen Selbstvergewisserung. Kunst und Kultur lehren uns, dass Empathie und Perspektivwechsel, das Wahrnehmen und Aushalten von Andersartigkeit und Vielfalt, keine Last bedeuten, sondern Lebenslust auslösen.
Kunst und Kultur können und sollen uns überraschen, unsere Erwartungen an das Verständnis von Leben und Zusammenleben übererfüllen. Sie erzeugen geistige, emotionale und soziale Resilienz. Insofern sind sie - haushälterisch formuliert - durchaus Investitionen in die Zukunft und nicht, wie manche meinen, das konsumtive Verfrühstücken von Überschüssen.“
Teil 1
Kristin Hendinger im Gespräch mit Dr. Carsten Brosda - Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie
Teil 2
Kristin Hendinger im Gespräch mit Dr. Carsten Brosda - Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie
Menschen, die in Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft (KKK) tätig sind, leisten Wesentliches für die Gesellschaft. Ein demokratisches Land braucht die freie Ausübung der Kunst. Unser Zusammenleben basiert auf Kultur und Kreativität. Auch der Anteil von „KKK“ an der Erwirtschaftung unseres Bruttosozialprodukts ist nicht zu unterschätzen. „KKK“ kann sich problemlos mit anderen Branchen vergleichen. „KKK“ bedeutet Wertschöpfung in vielfacher Hinsicht.
Die Honorierung allerdings, die Künstler, Kulturschaffende und Kreative erhalten, wird dieser Tatsache oftmals nicht gerecht. Viele Zeitgenossen ordnen ihre Arbeit ein als „nicht systemrelevant“, als „nice to have“ und als unter Umständen verzichtbar, gerade in Zeiten der Krise.
Und: Es gibt Künstler, Kulturschaffende und Kreative, die sich selber „unter Wert verkaufen“, die das was sie tun, als Hobby betrachten und sich mit geringen Einkünften zufriedengeben.
Wo liegen die Ursachen? Soll und kann „man“ etwas dagegen tun?
Das Kulturforum der Sozialdemokratie Sachsen und die Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen laden ein, sich am Abend des Tages der Arbeit mit diesen Fragen auseinander zu setzen.
Einige Akteure aus „KKK“ haben zugesagt, über ihre Lebens-, Arbeits- und Einkommensverhältnisse zu sprechen. Frauen und Männer aus der Kulturpolitik sowie aus großen und kleinen Institutionen äußern sich zu den Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Förderung.
Mitwirkende sind u.a.:
Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie (im Video-Interview),
Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr,
Franziska Maschek, MdB,
Prof. Dr. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden,
Antje Schneider, Fernsehautorin
Nathalie Senf, krea(K)tiv - musiktheater stands up e.V.
Thomas Stecher, Schauspieler
Lina Wendel, Schauspielerin, Regisseurin, Kabarettistin
Donatus Weinert, Liedermacher und Zauberkünstler
Moderation: Frank Richter, Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie Sachsen e.V.
Musik: Oksana Weingardt (Klavier) und Beate Hofmann (Cello)
Anmeldungen bitte an:
sachsen@fes.de
Friedrich-Ebert-Stiftung: https://www.fes.de/veranstaltungen/veranstaltungsdetail/267807
Der Eintritt ist frei.
Auszugsweise präsentiert wird die 2022 fertiggestellte dokumentarische Filmserie „Das Rote Imperium“. Dem Podiumsgespräch zur historisch-politischen Einordnung und zur Entstehung des Filmes stellen sich:
Heinz Eggert, Sächsischer Staatsminister des Innern a.D.
Martin Hübner, Filmemacher
Dr. Markus Pieper, Leiter der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Moderation:
Frank Richter, MdL
Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie e.V.
Bei arte TV heißt es zum Film:
„Die Sowjetunion war ein beispielloses Experiment, das den neuen Menschen, eine neue Gesellschaftsform erschaffen wollte. Ein menschenverachtendes Projekt, das mit
dem Tod von Millionen Menschen erkauft wurde.
1922 wurde die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) gegründet. 100 Jahre danach begeben sich die renommierten Filmemacher und Russlandexperten Martin
Hübner und Jürgen Ast nun auf die Spuren eines untergegangenen, und doch noch immer lebendigen, Imperiums.
Dabei setzen die Autoren vor allem auf exklusive Archiv-Bilder und exponierte Protagonisten. Als die Arbeit an der Doku-Serie
begann, waren das 100. Gründungs-Jubiläum der UdSSR noch weit weg, der Ukraine-Krieg noch unvorstellbar und die diversen Archive in den ehemaligen Sowjet-Republiken noch
zugänglich.
Martin Hübner und Jürgen Ast: ‚Wir haben so intensiv und expansiv in den Film-Archiven recherchiert wie noch nie zuvor. Tausende Clips, Hunderte Stunden Film. Die
Ausbeute ist wirklich exorbitant.‘“
Der Bürgerrechtler, Theologe und Politiker Frank Richter beschreibt in „Gehört Sachsen noch zu Deutschland?“ seine Erfahrungen in einer fragilen Demokratie und fragt: Können wir dieser Gefahr begegnen? Ja, sagt der Schweizer Publizist Roger de Weck in „Die Kraft der Demokratie“. Damit Gestrige nicht die Zukunft kapern, müssen Demokraten an der Demokratie von morgen arbeiten.
In Corona-Zeiten wurde ihnen die Systemrelevanz abgesprochen. Sie sahen sich mit Existenznöten konfrontiert, da sie ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben konnten. Was blieb, war der Applaus unterm Balkon…
Künstlerinnen und Künstler verdienen mehr als nur Applaus. Sie verdienen Respekt und Anerkennung, die sich in fairer Vergütung bemisst. Dafür müssen sie täglich kämpfen und sind oft auf sich allein gestellt.
Wie kommen Kulturschaffende zu einem angemessenen Honorar für Ihre Arbeit?
Was kann Kulturpolitik in Zeiten knapper Kassen erreichen?
Die Förderung von Kultur genießt in Sachsen Verfassungsrang.
Wie viel diese Förderung dem Freistaat tatsächlich wert ist, wird sich bei den anstehenden Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2023/24 erweisen.
Im Austausch mit Kulturschaffenden und Vertretern der Kreativwirtschaft sollen die momentanen Bedingungen diskutiert werden. Im Fokus der Gesprächsrunde stehen dabei zwei im Koalitionsvertrag beschlossene kulturpolitische Maßnahmen:
1.) die faire Bezahlung von Kulturschaffenden (Kulturdialog),
2.) die organisatorische Unterstützung der Pop-Szene.
Am Gespräch nehmen teil:
Nancy Gibson – Leiterin Städtische Musikschule Chemnitz
Joachim Günther – 1. Vorsitzender Filmverband Sachsen e.V.
Erik Lehmann – Kabarettist
Alexandra Pagel – Kreatives Sachsen, Branchenfokus POP
Bernhard Scheerer – Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Sachsen
Moderation: Frank Richter, MdL
23. Mai 2022 - 20.00 Uhr
Herbert-Wehner-Haus, Devrientstraße 7, 01067 Dresden
Eintritt frei
Anmeldung per Email: sachsen@fes.de
eine Diskussionsrunde mit
Anne Beuthner-Krauß, Kreatives Erzgebirge
Bernd Birkigt, Bürgermeister Oelsnitz/Erzg.
Steffen Kindt, Erzgebirgsensemble Aue
Ekkehard Klemm, Dirigent Elbland Philharmonie Sachsen
Moderation: Frank Richter
Eintritt frei
Anmeldung per Email: sachsen@fes.de oder Telefon 0341 960 24 31
Sachsen ist ein Kulturland. Chemnitz befindet sich auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas 2025. Für Kultur gibt der Freistaat Sachsen jährlich pro Kopf über 200 Euro aus und belegt damit im bundesweiten Vergleich einen vorderen Platz. Trifft das auch auf die sächsischen Kulturräume zu? Wie funktioniert das Beziehungsgeflecht Kulturraumförderung - Landräte - Verwaltung - Kulturkonvent bei der Verteilung der Kulturfinanzen? Braucht es für die Förderung der Kultur im ländlichen Raum mehr Kompetenz? Wie steht es mit der Einbindung der Fachgremien in die Förderentscheidungen? Im Juni werden in Sachsen neue Landräte gewählt. Das Kulturforum der Sozialdemokratie Sachsen und die Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen haben vier ausgewiesene Expert_innen zur Diskussion in die Stadthalle Oelsnitz/Erzgebirge eingeladen und fragt: „Welche Kultur wollen wir?“
Im Zentrum des Berichts steht die Finanzierung der kulturellen Infrastruktur in den ländlichen Gebieten Sachsens, die tarifgerechte und faire Bezahlung im Bereich Kunst und Kultur sowie deren unmittelbare Wechselwirkung mit der Dynamisierung der Kulturraummittel. In seinem ersten Bericht behandelt der Sächsische Kultursenat ungelöste strukturelle Probleme in diesen Bereichen, die seit Jahren die Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Kultur gefährden und nur durch eine gemeinsame Anstrengung des Freistaates Sachsen, der sächsischen Landkreise und Kommunen sowie unter Mitwirkung der Kulturverbände gelöst werden können.
Lukas Rietzschel, der gerade mal 27 Jahre alte Spiegel-Bestseller Autor ist am Dienstag, d. 31. August in Meißen zu erleben. Auf Einladung des Kulturforums der Sozialdemokratie Sachsen e.V. liest
er Passagen aus seinen beiden Büchern „Mit der Faust in die Welt schlagen“ und „Raumfahrer“.
Im Anschluss diskutiert er mit Frank Richter (Vorsitzender des Kulturforums) über das Geheimnis seines schriftstellerischen Erfolgs und über die besondere Lebenssituation der Menschen im
Osten Deutschlands.
Ort: „Akti Meißen“, Elbgasse 1, 01662 Meißen
Zeit: Dienstag, 31.8.2021, 19.00 bis 21.00 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Ein Büchertisch mit den Werken des Autors steht den Besuchern zur Verfügung.
Online-Konferenz am Montag, 14. Juni 2021, 11.00 bis 13.00 Uhr
Das Jahr 2021 ist ein Festjahr. Unter der Überschrift „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ finden zahlreiche Vorträge, Konzerte, Symposien und Gottesdienste statt. Für alle in der Bundesrepublik lebenden Menschen – gleich welcher Ethnie, Religion oder Weltanschauung sie angehören – sind die Kenntnis der jüdischen Kultur und die persönliche Begegnung mit den Mitbürgerinnen und Mitbürgern jüdischen Glaubens wertvoll und bereichernd.
Die in Sachsen lebenden Juden sind im Hinblick auf die Gesamtgesellschaft eine kleine Minderheit. Im Hinblick auf ihre Geschichte, ihre kulturelle Tradition, ihr religiöses Leben und ihr ethisches Fundament sind sie für unser Zusammenleben von fundamentaler Bedeutung.
Die in Sachsen lebenden Juden repräsentieren einen elementaren Bestandteil der Geschichte des Landes. Gemeinsam mit ihnen dürfen sich alle Bürgerinnen und Bürger an die von Respekt, Toleranz und wechselseitiger Bereicherung geprägten Zeiten erinnern. Angesichts dessen werfen die Diskriminierung, die Unterdrückung und die Vertreibung der Juden einen dunklen Schatten. Die Beschäftigung mit dem Thema der Konferenz kann die Benennung und Verurteilung der Gewalt, welche ungezählte Juden in Sachsen erleiden mussten, nicht aussparen. Der von den Nationalsozialisten betriebene Völkermord an den Juden fand auch in Sachsen statt. Viele Sachsen beteiligten sich.
Dass das jüdische Leben nach dem Ende des II. Weltkrieges auch in Sachsen wieder auferstehen konnte, ist uns Trost, Hoffnungszeichen und Verpflichtung. Den Antisemitismus, der die mit und unter uns lebenden jüdischen Mitmenschen bedroht und unsere Gesellschaft gefährdet, müssen wir analysieren und mit Entschlossenheit zurückweisen.
Das Kulturforum der Sozialdemokratie Sachsen e.V. nimmt das Festjahr zum Anlass, zur Konferenz im Online-Format „Zur Geschichte und Kultur der Juden in Sachsen“ einzuladen.
Wir freuen uns darüber, dass Frau Dr. Nora Goldenbogen, Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden und Küf Kaufmann, Mitglied des Präsidiums des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzender der Israelitischen Gemeinde zu Leipzig, ihre Teilnahme zugesagt haben.
Weitere Beiträge erwarten wir u. a. von:
Wolfram Nagel, jüdische Gemeinde Dresden
Dr. Hannah Miska, Autorin
Dr. Gunda Ulbricht, HATiKVA e.V.
Dr. Justus H. Ulbricht, Historiker
Andreas Herrmann, Kulturforum der Sozialdemokratie Sachsen e.V.
Wir freuen uns über Ihr Interesse.
Frank Richter Egmont Elschner
(Vorsitzender) (Stellv. Vorsitzender)
Eine Gemeinschaftsproduktion des Kulturforums der Sozialdemokratie in Sachsen und der Friedrich-Ebert-Stiftung
Frank Richter fragt unter dem Titel MENSCH.CORONA Prominente aus Politik und Kultur zu ihrer Meinung.
Es äußern sich Wolfgang Thierse, Ingo Schulze, Karamba Diaby, Anna Kaleri, Jutta Michael, Christian Steyer und Hans-Eckardt Wenzel.
Frank Richter zur Idee des Videos: „Die durch das Corona-Virus ausgelöste Pandemie und ihre Bekämpfung halten die Gesellschaft in Atem. Entscheidungen der Politiker, die ein gründliches Abwägen erforderten, mussten schnell getroffen werden. Sie fanden einerseits Akzeptanz und stießen andererseits auf Ablehnung. Manche sagen: Es ist wie im Krieg. Sachsen verzeichnet eine deutliche Übersterblichkeit. Nur - das Sterben bleibt den Augen der allermeisten Menschen verborgen, ebenso wie das Virus selbst. Auf die Frage, was dies alles für die Gesellschaft und unser Verständnis vom Zusammenleben bedeutet, gibt es keine einfachen und schon gar keine schnellen Antworten.“
Das Kulturforum der Sozialdemokratie in Sachsen e.V. setzt sich für die Weiterfinanzierung des Projektes Nachlasszentrum Künstlernachlässe und Werkdatenbank Bildende Kunst ein.
Ein wertvolles Erbe anzutreten, mag nicht immer leicht sein. Aber: es gebietet der Respekt. Menschen nähern sich mit Pietät dem Nachlass ihrer Vorfahren. Künstlernachlässe sind ein Erbe, das von gesellschaftlicher und kultureller Bedeutung für unser Land ist.
Die Förderung von Kunst und Kultur ist in der Sächsischen Verfassung festgeschrieben.
Bezieht das Staatsministerium für Kultur diese nur auf die so genannten Leuchttürme? Wie sonst ist die 0 (in Worten: Null) unter dem Punkt „Projekt Nachlasszentrum Künstlernachlässe und Werkdatenbank im Regierungsentwurf zum Einzelplan 012 für den Doppelhaushalt 2021/22 zu erklären? In anderen Bereichen der Kulturförderung wurden die Vorjahresansätze zumindest fortgeschrieben.
Das Projekt Nachlasszentrum Künstlernachlässe sowie die Entwicklung der Website Werkdatenbank Bildende Kunst wurden 2017/18 in Zusammenarbeit mit der Fotothek der Sächsischen Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) unter Federführung von Frau Dr. Eva-Maria Stange gestartet. Es war eine lohnende Investition, so dachten nicht nur die Nachkommen, sondern auch viele lebende bildende Künstler. Über 18 000 Werke sollen bereits gespeichert und mit Unterstützung der Fotothek darstellbar sein. Geschaffen wurde ein wertvolles und identitätsstiftendes Gedächtnis. Der Freistaat Thüringen hat das sächsische Modell übernommen.
Das umstrukturierte Sächsische Staatsministerium für Kultur sieht dies offenbar anders. Null Euro für die Fortführung und Weiterentwicklung sind eine kulturpolitische Nullnummer. Die Mitglieder des Kulturforums der Sozialdemokratie sehen darin einen Ausdruck von mangelnder Wertschätzung. Auch das Prinzip der Nachhaltigkeit wird missachtet, da das bundesweit beachtete Projekt bereits viel Engagement und staatliche Fördermittel gekostet hat.
Wir fordern Frau Staatsministerin Barbara Klepsch und die Abgeordneten des Sächsischen Landtags auf, die erforderlichen Mittel für die Fortführung des Projektes Nachlasszentrum Künstlernachlässe sowie für die Werkdatenbank Bildende Kunst im Doppelhaushalt 2021/22 und auch in den darauffolgenden Jahren bereitzustellen.
Die Pflege des kulturellen Erbes gebietet dies.
Die Aufbauleistung der vergangenen Jahre darf nicht umsonst gewesen sein.
Chemnitz, 16.03.2021
Für das Kulturforum der Sozialdemokratie in Sachsen:
Frank Richter Vorsitzender
|
Egmont Elschner Stellvertretender Vorsitzender |
Der Satz fiel eher beiläufig. Der Kultusminister äußerte ihn im Schulausschuss: „Nach der Pandemie wird es nicht mehr so sein wie vor der Pandemie.“ Bevor er das sagte, hatten ihn die Abgeordneten intensiv befragt. Sie wollten von ihm die Gründe für den Teilausfall des Lernportals „Lernsax“ erfahren. Sie stritten über das Pro und Kontra der Verkürzung der Winterferien. Sie diskutierten über die Öffnung der Schulen für die Abschlussklassen. Sie beklagten die sich verschärfende Bildungsungerechtigkeit. Sie mahnten zur schnellen Öffnung der Kitas. Sie forderten die Anpassung der Lehrpläne. Sie beschworen die Infektionsgefahr in vollen Schulbussen und schilderten zahlreiche weitere Gefahren. Die Sorgenfalten standen vielen im Gesicht. Die Anspannung war mit Händen zu greifen. Es fielen Sätze wie: „Machen wir uns nichts vor: Einige Kinder werden wir verlieren.“; „Wir müssen dafür sorgen, dass die Abiturienten eine vollwertige Hochschulreife erlangen.“; „Ein Notabitur darf es nicht geben.“ und: „Der Abschlussjahrgang 2021 soll keine Nachteile für die berufliche Karriere erleiden.“
Diese Ausschusssitzung unterschied sich wohltuend von anderen parlamentarischen Veranstaltungen. Die Vertreter der Opposition verzichteten auf Ironie und Häme. Die Vertreter der Regierung ließen sich kritische Nachfragen gefallen und beantworteten sie gewissenhaft. Es schien, als stünde Covid19 als weißer Elefant mitten im Saal und demonstrierte die Fragilität aller Pläne.
Die Fragilität aller Pläne oder die Fragwürdigkeit der Planwirtschaft Schule?
Als „DDR-Sozialisierter“ erinnere ich mich sehr wohl, wie schwer es fiel, das Scheitern eigener Pläne einzugestehen. Was nicht sein durfte, konnte auch nicht sein. Die Wirklichkeit hatte sich den Plänen zu beugen, nicht umgekehrt. Und weil sich die Anwendung dieses Prinzips verheerend und schlussendlich zerstörerisch auswirkte, habe ich nie verstanden, warum man in der Schule eisern an Plänen und an der „Vermittlung des eingeplanten Lernstoffs“ festhält. Auch Lehrpläne sind Pläne. Auch Lehrpläne sind Papier. Ich habe nicht verstanden, warum man die Schule auf eine komplexe und sich immer schneller verändernden Welt mit einem immer komplexeren und folglich immer störanfälligeren Plan- und Regelwerk reagiert, statt die Aufmerksamkeit und Liebe ganz denjenigen zu widmen, für die die Schule gemacht ist. Das Entscheidende und Wertvolle in den Schulen sind nicht die von Erwachsenen gemachten Pläne. Das Entscheidende und Wertvolle in den Schulen sind die Kinder und Jugendlichen. Sie lernen wegen, manchmal aber auch ohne und oft auch trotz der Pläne. Das Lernen findet nirgendwo anders statt als in ihren Köpfen, in ihren Herzen und ihren Händen. Außer dem Lernen im formalisierten Bildungswesen gibt es immer und überall das informelle Lernen, in dem konkrete Erfahrungen mit konkreten Menschen gemacht und bedacht werden.
Je intensiver sie den Alltag und die Emotionen betreffen – aktuell muss man sagen: erschüttern – desto größer sind die sich öffnenden Lernfenster.
Erkenntnis ist reflektierte Erfahrung. Angelerntes Wissen ist totes Wissen. Wer ernsthaft meint, die Schülerinnen und Schüler könnten in der Pandemie weniger lernen, weil die Lehrpläne nicht vollständig erfüllt werden, irrt. Er nimmt sich zu wichtig. Ein gebildeter Mensch weiß, dass alle Theorie grau ist, dass das Leben eigenen Gesetzen folgt und dass man immer alles auch anders machen kann. Ein Tor hält die eigenen Pläne für das Non plus Ultra und ihr Scheitern für ein Unglück.
Ein guter Bekannter, Bernd Oehler – Lehrer von Beruf und aus Berufung – schrieb mir Folgendes: „Ich habe alle meine Schülerinnen und Schüler an drei Oberschulen und einem beruflichen Gymnasium ein Corona-Tagebuch schreiben lassen, das die negativen, aber auch die positiven Auswirkungen der Pandemie für jede und jeden einzeln reflektiert. Das ist erstaunlich gut angekommen, obwohl dafür keine Noten zu haben waren. Ziel für mich ist, die Kinder von der 5. Klasse bis zu den Jugendlichen der 13. Klasse Wege finden zu lassen, wie sie sich vom Objekt der Pandemie zum Subjekt ihrer Bewältigung bewegen können. … Die Zeit wird nicht reichen, die einzelnen Aussagen hinreichend zu bearbeiten. Eigentlich wäre das Material gut für soziologische, theologische, psychologische Forschung…“.
Ich bin ihm dankbar für seine Mail. Ich bin überzeugt, dass die Tagebücher den Schülerinnen und Schülern lange im Gedächtnis bleiben. Ich werbe dafür, dass wir für das, was wir erleben, persönliche, kluge und gute Worte finden. Ich plädiere, die aktuelle Situation als eine Gelegenheit zu nutzen, in der verfestigte Pläne gestürzt und neue Ideen geboren werden können. Vielleicht sind diese neuen Ideen die alten Ideen, die wir vergessen haben: die Idee, dass wir einander brauchen, dass die Menschheit in einem Boot sitzt, dass das Leben kurz ist und nur deshalb wertvoll, weil es den Tod gibt. Ich wünsche mir, dass wir nicht von der Vermeidung eines Notabiturs sprechen, sondern von der exzellenten Qualität eines Abiturs in der Not. Ich wünsche mir, dass wir lernen, der Planwirtschaft Adieu zu sagen - auch in der Schule. Wie sagte der Kultusminister? „Nach der Pandemie wird es nicht mehr sein wie vor der Pandemie.“ Er soll Recht behalten. Corona ist eine Lektion.
Frank Richter, MdL
Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie in Sachsen
ERKLÄRUNG
Die durch das Corona-Virus ausgelöste Pandemie bestimmt die öffentliche Debatte weltweit. Die staatlich angeordneten Infektionsschutzmaßnahmen werden von der übergroßen Mehrheit der Menschen im Freistaat Sachsen akzeptiert und eingehalten. Die derzeit stattfindenden Impfungen machen Hoffnung auf ein baldiges Ende der geltenden Einschränkungen.
Auch Kunst und Kultur sind Impfstoffe. Sie dienen dem sozialen Zusammenhalt und stärken die gemeinschaftliche Widerstandskraft. Sie sind notwendig, um die aktuelle Krise sozial, geistig, solidarisch und wirtschaftlich zu bewältigen. Ihre Sichtweisen auf die kollektive Erschütterung dürfen eben so wenig verloren gehen wie ihre Empathie, ihre Fantasie und gedankliche Verarbeitung.
Die Arbeit in der Kinder- und Jugendbildung, die Ausbildung an Hochschulen, die Förderung von freien Trägern der Soziokultur und Startups, die Unterstützung der Filmproduktion, die Weiterentwicklung von Staatsbetrieben und viele andere Aktivitäten in der Kunst, der Kultur und der Kreativwirtschaft sind unverzichtbare Investitionen in die Zukunft Sachsens.
Wer in diesen Bereichen spart, verliert nicht nur kulturelle Vielfalt. Er verliert gut ausgebildete Fachkräfte wie Musikpädagogen, Webdesigner, Kulturveranstalter, Tontechniker, Autoren, Publizisten, Museums- und Galeriefachleute u.v.a.m.
Wir, die Mitglieder des Kulturforums der Sozialdemokratie, halten insbesondere fest:
1. Die Kulturraumförderung darf nicht absinken. Freistaat und Kommunen müssen ihren Beitrag zur Kulturförderung leisten. Der Freistaat Sachsen muss weiterhin 104,7 Millionen Euro aufwenden und zusätzliche Mittel für Investitionen und Strukturmaßnahmen bereitstellen. Zudem ist der Kulturlastenausgleich anzupassen.
2. Die allgemeine Kulturförderung muss sich fortentwickeln. Kultur und deren Förderung sind nicht statisch. Es braucht einen Kulturdialog für faire Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturschaffenden. Gemeinsam müssen Mindeststandards und Honorarrichtlinien erarbeitet werden. Ebenso braucht es Verlässlichkeit und Verbindlichkeit für Kulturträger mit Blick auf die jährlichen Kostensteigerungen infolge von Tarifentwicklungen, Mietanpassungen und Inflationsentwicklung.
3. Alle Regionen Sachsens werden von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas profitieren. Die zugesicherten Landesmittel können Innovation und Kreativität nur erzeugen, wenn sie zusätzlich fließen. Die kulturellen Regionen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, es darf nicht zu Kürzungen in anderen Bereichen kommen.
4. Junge und alte Menschen, in der Stadt und auf dem Land sollen sich für Kunst und Kultur begeistern können. Deshalb ist es unerlässlich, die kulturelle Bildung weiter zu stärken und einzelne Projekte qualitativ weiter zu entwickeln.
5. Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft stehen in einem engen Wechselverhältnis zum Tourismus und zu den vom Tourismus lebenden Branchen. Gleichwohl sind sie von eigenständiger Bedeutung, die nicht auf einen touristischen Mehrwert reduziert werden dürfen.
Wir appellieren an die Abgeordneten des Landtages und an die Verantwortlichen in den Kommunen, der Kulturpolitik den ihr angemessenen Stellenwert einzuräumen und die Kulturförderung als eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft ausreichend auszustatten.
Für das Kulturforum der Sozialdemokratie in Sachsen:
Frank Richter Vorsitzender
|
Egmont Elschner Stellvertretender Vorsitzender |
Chemnitz, 03.01.2021
Per Klick auf das Bild gehts zum Video.
Frank Richter (MdL), Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie, präsentiert musikalische und künstlerische Beiträge sowie Gespräche über Kunst, Kultur und Politik.
Seine Gäste sind unter anderem:
Prof. Dr. Gesine Schwan, Vorsitzende der Grundwertekommission der SPD,
Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin a.D.,
Hans-Eckardt Wenzel, Autor und Liedermacher,
Mahmoud Dabdoub, Fotograf und Buchautor,
Jennifer Sonntag, Sozialpädagogin und Journalistin,
Dr. Justus Ulbricht, Historiker und Germanist
Donatus Weinert, Magier und Liedermacher.
Friedrich-Wilhelm Junge, Schauspieler und Begründer des Dresdner Brettl, liest die Weihnachtgeschichte nach Lukas und spricht über die Frage, was ein Agnostiker am Weihnachtsfest bemerkenswert findet.
musikalische Gestaltung: Natalie Senf, Beate Hofmann und Micha Winkler
Frank Richter:
"Besonders freue ich mich auf das Gespräch mit einem Gefangenen, der aus einer sächsischen Justizvollzugsanstalt live zugeschaltet werden soll. Ich werde ihn fragen, was die Quarantäne für ihn bedeutet, da er mit dieser Lebensform im Prinzip vertraut ist. Was kann man tun, um den Mangel an sozialen Kontakten auszugleichen? Ich möchte den Spieß einmal umdrehen: Was können wir 'draußen‘ von denen da 'drinnen' lernen?"
Kulturforum der Sozialdemokratie in Sachsen e. V.
Frank Berger (verantwortlich Kommunikation)
kontakt(ad)kulturforum-sachsen.de