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Geburtstag von Helene Wagner 1870

„Wenn eine Genossin gesagt hat, wir würden von den Männern unterdrückt, so erwidere ich: Ich habe mich noch nie unterdrückt gefühlt, wir dürfen uns nicht unterdrückt fühlen, sondern sollen mit tätig sein. Wer in der Politik tätig ist, muss kämpfen. Sagen Sie den Frauen, sie sollen mithelfen, auch wenn wir mal angeekelt werden!“

Helene Wagner ist die bedeutendste Chemnitzer Sozialdemokratin der Weimarer Republik. Sie wurde in Mittweida geboren, erzog vier Kinder und arbeitete als Näherin in Heimarbeit. Spätestens 1905 trat Helene Wagner politisch in Erscheinung, als Delegierte auf dem SPD-Reichsparteitag in Jena. 1911 sprach sie bei der Leipziger Veranstaltung zum 1. Internationalen Frauentag vor mehr als 3000 Frauen. Dort verurteilte sie die zunehmende Ausbeutung von Frauen und das Fehlen politischer Mitbestimmungsrechte für sie. In der von Clara Zetkin und später von Marie Juchacz herausgegebenen Zeitschrift „Die Gleichheit“ veröffentlichte die Frauenrechtlerin mehrere Artikel. Anfang 1919 trat sie gleich bei drei Wahlen an zur Chemnitzer Stadtverordnetenversammlung, zur Sächsischen Volkskammer und zur Nationalversammlung. Während sie in die ersten beiden Parlamente einzog, reichte ihr Listenplatz nicht für ein reichsweites Mandat. Chemnitzer Stadtverordnete blieb sie bis 1920; danach konzentrierte sie sich auf die Arbeit im Landtag, dem sie bis 1926 angehörte. Dort hielt sie am 4. März 1919 als erste weibliche Abgeordnete überhaupt eine Rede. Auf dem Reichsfrauentag der SPD in Görlitz trat sie für die Emanzipation der Frauen in der SPD ein. Ihre Zeit in der Sächsischen Volkskammer war geprägt von instabilen politischen Mehrheitsverhältnissen und großen politischen Turbulenzen. Helene Wagner schloss sich der im Juni 1926 von Max Heldt gegründeten Alten Sozialdemokratischen Partei Sachsens an, bekam aber 1929 keinen Platz in der Sächsischen Volkskammer. Helene Wagner starb im Alter von 75 Jahren am 21. Dezember 1945 in Chemnitz. 

(Quelle:  Dr. Stephanie Pietsch)


Weiterführende Literatur / Interessante Links

Jacobi, Addi: Helene Wagner. In: Stadtstreicher Chemnitz. 2007. Online abrufbar unter: www.chemnitzgeschichte.de [letzter Aufruf: 1.9.2016] 

Protokoll des Reichsfrauentags der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 17. und 18. September in Görlitz. 1921. S.67. Online abrufbar unter: library.fes.de/parteitage/pdf/pt-jahr/pt-1921.pdf [letzter Aufruf: 1.9.2016]  

Schmeitzner, Mike/Rudloff, Michael: Geschichte der Sozialdemokratie im Sächsischen Landtag. Darstellung und Dokumentation 1877-1997. Herausgegeben von der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Kommunikation Schnell GmbH: Dresden 1997.

Vogel, Lutz: Das parlamentarische Wirken der ersten weiblichen Abgeordneten im Sächsischen Landtag 1919-1933. In: Landtagskurier 4/2007, S. 23. Online abrufbar unter: http://www.schattenblick.de/infopool/geist/history/gglae123.html [letzter Aufruf: 1.9.2016] 

http://leipzig-nordsachsen.dgb.de [letzter Aufruf: 1.9.2016] 


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