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Geburtstag von Johann Most 1846

„Die ganze Bewegungsform der modernen Industrie erwächst also aus der beständigen Verwandlung eines Teiles der Arbeiterbevölkerung in unbeschäftigte oder halbbeschäftigte ,Hände'. Dieses spezifisch kapitalistische Bevölkerungs- resp. Übervölkerungsgesetz ist Lebensbedingung der kapitalistischen Produktion.“ Johann Most in seinem Werk „Kapital und Arbeit“

Der gelernte Buchbinder wurde 1846 in Augsburg geboren und kam 1863 in Kontakt mit der Arbeiterbewegung insbesondere der Arbeiter-Internationale. 1870 besuchte er Bebel und W. Liebknecht in Leipzig und wurde 1871 Chefredakteur der „Chemnitzer Freien Presse“, deren Popularität in den Folgejahren entscheidend zum Aufschwung der Chemnitzer Arbeiterbewegung beitrug. 1872/73 war er mehrmals verhaftet und zweimal im Roten Turm, später in Zwickau eingesperrt, wo er eine „verständliche“ Kurzfassung von Marx’ „Das Kapital“ verfasste. 26jährig wählte man ihn 1874 als jüngsten Abgeordneten in den deutschen Reichstag, 1877 folgte die Wiederwahl mit großem Vorsprung. 1878, nach Verhängung der Sozialistengesetze, kam er wieder in Haft, erst in Chemnitz, dann in Berlin. Bei den Juli-Wahlen 1878 verlor er sein Reichstagsmandat und wandte sich daraufhin ganz vom Parlamentarismus ab. In London, wohin er inzwischen emigriert war, gab er ab 1879 das anarchistische Blatt „Freiheit“ heraus, das über Schmuggelwege auch nach Deutschland gelangte. Most bekundete Sympathie für das Attentat auf Zar Alexander II von Russland (1881) und wurde daraufhin zu 16monatiger Zwangsarbeit verurteilt. In der Haft erlitt er schwere gesundheitliche Schäden. 1882 wanderte er in die USA aus und starb in Cincinnati.


 


Weiterführende Literatur / Interessante Links

Ein Sozialist in Deutschland [d. i. eine gekürzte Fassung der beiden Autobiographien „Acht Jahre hinter Schloss und Riegel. Skizzen aus dem Leben Johann Most’s“, New York 1886, und „Memoiren. Erlebtes, Erforschtes und Gedachtes“, New York (1903-07)].Hg. von Dieter Kühn (1974)

Dokumente eines sozialdemokratischen Agitators. 4 Bde. Hg. von Volker Szmula, 1988

Heilmann: Geschichte der Arbeiterbewegung in Chemnitz und dem Erzgebirge, Chemnitz 1912
Rocker, Rudolf: Johann Most. Das Leben eines Anarchisten, Berlin 1924, Nachtrag Berlin 1925, (Neuausgabe Glashütten/Ts. 1973).

Pfalzer, Stephan (St. P.): Most, Johann, in: Stadtarchiv Chemnitz (Hrsg.): Von André bis Zöllner. 125 Biographien zur Chemnitzer Geschichte, Aus dem Stadtarchiv Chemnitz, Heft 2, Radebeul 1998, S. 70.

Becker, Heiner M. / Graf, Andreas G. (Hg.): Johann Most – ein unterschätzter Sozialdemokrat?, Berlin 2006.

 

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