· 

Geburtstag von Bernhard Kuhnt 1876

„Die Stunde ist ernst. Mord und Totschlag rasen durch Deutschland“ Bernhard Kuhnt am 26. Februar 1933 auf einer Kundgebung der Eisernen Front vor 15.000 Menschen in Chemnitz.

Bernhard Kuhnt wurde am 24. Februar 1876 in Leipzig geboren. Der gelernte Maschinenschlosser diente von 1897 bis 1899 bei der Kaiserlichen Marine und arbeitete im Anschluss als Werftarbeiter.  Ab 1906 war er als Geschäftsführer des Deutschen Metallarbeiterverbands sowie als Parteisekretär der SPD in Chemnitz tätig. Danach schloss er sich der USPD an, spielte eine aktive Rolle während der Novemberrevolution 1918 und übernahm symbolisch das Amt des Präsidenten des neuen Freistaates Oldenburg.  

Nach diesen Ereignissen verließ Kuhnt die Jaderegion und kehrte in seine Heimat Sachsen zurück. 1922 gehörte er zu dem Teil der USPD, der sich wieder mit der SPD zusammenschloss. Von 1924 bis 1933 gehörte er als SPD-Abgeordneter des Wahlbezirks Chemnitz über alle Wahlperioden dem Reichstag der Weimarer Republik an. 1923/24 war er Amtshauptmann in Flöha, 1927-1933 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Chemnitz. 

Am 9. März 1933 – vier Tage nach der Reichstagswahl – wurde er verhaftet und in einem Karren durch die Stadt gefahren (im Bild) und gezwungen, mit anderen sozialdemokratischen und kommunistischen Kommunalpolitikern linke Wahlplakate und Parolen von Wänden abzuwaschen. Sein erneut gewonnenes Reichstagsmandat konnte er nicht antreten.

Im Mai kam er in das KZ Sachsenburg, wurde aber im Juli 1934 entlassen und zog zunächst nach Berlin, wo er als Hausmeister arbeitete. Vermutlich 1938 zog er nach Kiel. 1945 war er wiederum im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Kuhnt überlebte die Verfolgungen, starb jedoch bereits im Januar 1946 im Alter von knapp 70 Jahren in Westensee bei Kiel.

An ihn erinnert in Chemnitz eine Straße: Der Bernhard-Kuhnt-Weg in Adelsberg. 


 


Weiterführende Literatur / Interessante Links

Hanno Drechsler: Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik. Verlag Anton Hain, Meisenheim am Glan 1965

Gerhard Koop und Erich Mulitze: Die Marine in Wilhelmshaven – eine Bildchronik zur deutschen Marinegeschichte von 1853 bis heute. 2. Auflage, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1997, ISBN 3-7637-5977-8.

Rudolf Nassua: Bernhard Kuhnt, in: Biografischen Lexikon Ostfriesland, Band III, Aurich 2001, S. 249-251.

Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.

Biografie von Bernhard Kuhnt. In: Wilhelm H. SchröderSozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP)

Biografie von Bernhard Kuhnt. In: Heinrich BestWilhelm H. SchröderDatenbank der Abgeordneten in der Nationalversammlung und den deutschen Reichstagen 1919–1933 (Biorab–Weimar).

Kuhnt, Bernhard. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 399–400 (online).

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

KONTAKT

Kulturforum der Sozialdemokratie in Sachsen e. V.

Frank Berger (verantwortlich Kommunikation)

kontakt(ad)kulturforum-sachsen.de